64 Treffer in einer Saison: Rekordtorschützin Lisa Reim im Interview
Mit 64 Saisontreffern hat sich Lisa Reim von der Droyßiger SG in der abgelaufenen Spielzeit an die Spitze der treffsichersten Spielerinnen in der 6. Liga gesetzt. Damit erzielte die Akteurin aus dem Burgenland die meisten Saisontore in dieser Ebene im gesamten Bundesgebiet. Im Interview spricht die Torjägerin über diese Torausbeute und den Weg zum Fußball.
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Frau Reim, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Auszeichnung! Mit 64 Treffern haben Sie eine echte Hausnummer gesetzt, wie lautet das Erfolgsgeheimnis?
Ehrlich gesagt, gibt es kein Erfolgsgeheimnis. Ich bin eine Person, die sich nach jedem Spiel hinsetzt und gründlich analysiert, was gut gelaufen ist und was ich in manchen Situationen hätte besser machen können. Niemand ist perfekt und jeder macht Fehler. Die Gunst liegt als Führungsspieler aber darin, die Fehler zu erkennen, einzugestehen und sie das nächste Mal besser zu machen. Für mich gibt es ein „unmöglich“ einfach nicht. Ich glaube, ich kann im Namen meiner Spielerinnen sagen, dass ich jemand bin, die auf dem Platz bis zur letzten Minute alles gegeben hat und Aufgeben nie eine Option war. Man kann wirklich alles schaffen, wenn man daran glaubt und den Mut hat, auch mal ein Risiko einzugehen.
Welche Ziele haben Sie sich für die neue Saison gesetzt und bleiben Sie Droyßig dabei auch erhalten?
Es wird für mich keine neue Saison geben. Ich habe mich leider schlimm verletzt und muss meine Wunden erstmal heilen lassen, um mich voll und ganz auf die Genesung zu konzentrieren. Ich werde mein Team, meine Freunde, meine zweite Familie niemals im Stich lassen und versuchen, am Feldrand für die Mädels da zu sein. So ganz ohne Fußball wird es niemals gehen. Vielleicht wird mein nächster Weg in Richtung Trainerbank gehen, aber erstmal schaue ich, was die Zukunft so bringt. Aus diesem Grund kann ich auch sagen, dass ich Droyßig noch ein wenig erhalten bleibe.
Wie sind Sie in Ihrer Kindheit zum Fußball gekommen und gab es in Ihrer Jugend Vorbilder, an denen Sie sich orientiert haben?
Ich bin auf einem Dorf groß geworden und rückblickend hätte mir nichts Besseres passieren können. Ich habe mich jede freie Minute mit meinen Freunden getroffen und es hatte mindestens einer immer einen Ball dabei und wir haben ein bisschen gekickt. Als Mädchen möchte man bei den Jungs mithalten können, aus diesem Grund habe ich mich immer angestrengt, um mindestens genauso gut oder noch besser zu sein. Zuhause habe ich immer vor unsere Hauswand geschossen, um meine Annahmen zu verbessern. Leidtragend war die Hauswand meines Elternhauses.
Es gab in meiner Kindheit nicht viele Mädchen, die Fußball gespielt haben. Aber dennoch wollte ich in einem Verein spielen und konnte irgendwann sogar meine damalige beste Freundin dazu überreden. Wir haben den Fußball in meiner Umgebung schön auf den Kopf gestellt. Ich hatte nie ein wirkliches Vorbild, an dem ich mich orientiert habe, aber mein absoluter Lieblingsspieler war Miroslav Klose.
Im Nachwuchs haben Sie in gemischten Mannschaften gespielt. Da der FSA das Gemischte Spielen seit der letzten Saison pilotiert, wäre es für Sie eine Option, auch in einer Herrenmannschaft mitzuspielen?
Ich habe sehr viele Jahre in einer gemischten Mannschaft gespielt. Ich finde es auch gut, als Kind bzw. Jugendliche in solch einer Mannschaft zu spielen. Aber ab einem gewissen Alter merkt man einfach, dass Männerkörper robuster und widerstandsfähiger sind als bei uns Frauen. Die Unterschiede bezüglich der Kraft waren irgendwann enorm und ich hatte das Alter für die Frauenmannschaft. Ich schätze alle Frauen, die sich dazu bereiterklären, bei Männern mitzuspielen. Ich persönlich habe einfach zu viel Angst um meine Gesundheit.
Grundsätzlich ist der Zahl der Frauenmannschaften in Sachsen-Anhalt im letzten Jahrzehnt spürbar gesunken. Welche Impulse könnten aus Ihrer Perspektive helfen, den Frauen- und Mädchenfußball wieder einen Schub zu verleihen?
Diese Frage habe ich mit meinem Team ausgewertet und wir haben einige Ideen und Inspirationen zusammengetragen. Zum Beispiel könnten Frauen, Spielerin, Mütter oder Omas einen Trainerschein machen und so aktiv mitarbeiten oder nur als Vorbild für die Kinder- und Jugendmannschaften agieren. Auch wären Veranstaltungen wie ein Tag der offenen Tür oder ein Tag des Mädchenfußballs zielführend. Zudem könnte man als Verein oder Verband in Schulen und Kindergärten Mädchen für den Fußball begeistern. Mehr Unterstützung für die Vereine wäre aus meiner Sicht wichtig. Viele Vereine haben einfach nicht genug Geld und Mittel, um jede Mannschaft ordnungsgemäß zu unterrichten und zu unterstützen. Oft fällt hier der Frauenfußball hinten runter, da man Fokus mehr auf die Männer legt und auf den Nachwuchs.
Vielen Dank für das Interview
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