Zero Discrimination Day: Teil 6 der FSA-Interviewreihe - Beitrag 2
Im zweiten Teil zum „Zero Discrimination Day“ haben wir David und Noah zu Gast. Beide sind als Mädchen geboren wurden, hatten jedoch bereits seit ihrer Kindheit das Gefühl, dass ihr Geschlecht nicht zu ihrer Identität passt. Beide entschieden sich für den Schritt einer Geschlechtsangleichung. Heute sind David und Noah glücklich verheiratet. In unserem Interview berichten beide über ihre geschlechtliche Anerkennung im Kontext des Fußballs.
Wie war euer Weg zur Anerkennung eurer Geschlechtsidentität im Fußball?
David/Noah: Unsere Wege waren an sich gut. Das Outing bei unserer Mannschaft lief gut. Jeder hat das ohne Probleme sehr gut akzeptiert. Allerdings gibt es keine genauen Regelungen in der Spielordnung, was die Anerkennung schwierig gestaltet. Einige Mannschaften haben es nicht so gut aufgenommen, dass wir trotz Hormone, aber ohne Namensänderung bzw. Geschlechtsänderung im Personalausweis, spielen durften.
David, welche Herausforderungen hast du als transgender Person im Fußball erlebt?
David: Die größte Herausforderung war die Anerkennung durch die gegnerischen Mannschaften, die diese Regelung nicht verstanden. Dort gab es vor den Spielen meistens Diskussionen.
Gibt es spezifische Regelungen, die ihr als besonders hilfreich oder hinderlich empfindet?
David/Noah: Die aktuellen Regelungen finden wir sehr schwierig. Im Moment kannst du so lange in einem Frauenteam spielen, bis du deinen Namen und dein Geschlecht auf dem Personalausweis geändert hast. Das heißt, du kannst jahrelang Hormone nehmen und Operationen durchführen lassen und dennoch weiterhin bei den Frauen spielen. Deutlicher ausgedrückt, es spielt dann augenscheinlich ein Mann in einem Frauenteam. Laut Regelwerk dürfen Frauen bei den Männern spielen, Männer jedoch nicht bei den Frauen. Indem du jedoch Hormone nimmst und/oder Operationen durchführst, aber deinen Personalausweis nicht ändern lässt, kannst du weiterhin Frauenfußball spielen.
Wie geht ihr mit der öffentlichen Aufmerksamkeit um, die eure Teilnahme am Fußball mit sich bringt?
David/Noah: Wir haben bis dato keine öffentliche Aufmerksamkeit. Alle die uns kennen akzeptieren uns so wie wir sind. Da wir auch keinen aktiven Fußball mehr spielen, sondern nur noch Trainer sind, wissen Fremde Personen ja auch nicht wer bzw. was wir sind. Eventuell bekommen wir durch dieses Interview etwas öffentliche Aufmerksamkeit, aber damit haben wir keine Probleme. Wir stehen zu dem, was wir sind.
Habt ihr das Gefühl, dass sich die Wahrnehmung von transgender Athlet*innen im Sport verändert?
David/Noah: Wir würden sagen, dass die Wahrnehmung etwas zugenommen hat, aber das liegt nur daran, dass einige Transmänner noch bei den Frauen spielen. Da gibt es dann wieder den Punkt, dass dies einige unfair finden und dadurch Diskussionen entstehen. Dieses Thema Bedarf für uns keine große Aufmerksamkeit, weil wir uns einfach nur dem Fußball widmen wollen.
Welche Veränderungen würdet ihr euch im Fußball wünschen, um die Inklusion von transgender Personen zu verbessern?
Noah/David: Es müssten unserer Meinung nach konkretere Regeln aufgestellt und nicht mehr so viele Grauzonen gelassen werden. Im Endeffekt fängt die Diskriminierung schon damit an, dass Frauen bei den Männern spielen dürfen, aber Männer nicht bei den Frauen. Warum macht man eine Seite auf und die andere nicht. Genauso ist es bei Transgendern. Entweder alle oder keiner.
Was sind eure persönlichen Ziele und Träume im Fußball?
David: Ich möchte mich einfach nur weiterhin dem Fußball widmen und würde gerne gleiches Recht für alle haben bzw. konkretere Regelungen. Wir wollen alle nur Spaß am Fußball haben und unserem Hobby nachgehen. Persönlich wünsche ich mir natürlich auch von Außenstehenden mehr Akzeptanz und Toleranz. Fußball ist ein Gemeinschafts- bzw. Mannschaftssport.
Noah: Ich wünsche mir, dass für alle das gleiche Recht gilt und sich niemand ausgeschlossen fühlt.
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Der siebte Teil unserer Interviewreihe „Fußball ohne Grenzen“ erscheint am 21.03.2025 zum „Internationalen Tag gegen Rassismus“.
Teil 1: „Internationaler Tag der Toleranz“ - FSA startet die Interviewreihe „Fußball ohne Grenzen“
Teil 2: "Internationaler Tag der Menschen mit Behinderungen": Teil 2 der FSA-Interviewreihe
Teil 3: "Internationaler Tag der menschlichen Solidarität": Teil 3 der FSA-Interviewreihe
Teil 4: Das Ehrenamt im Fokus: Teil 4 der FSA-Interviewreihe
Teil 5: Anlaufstelle für Gewalt- und Diskriminierungsvorfälle im Fokus: Teil 5 der FSA-Interviewreihe
Teil 6: Zero Discrimination Day: Teil 6 der FSA-Interviewreihe