Gemischtes Spielen: Der Startschuss in Sachsen-Anhalt ist gefallen
Es war ein historisches Wochenende in Sachsen-Anhalt. Nachdem der Fußballverband Sachsen-Anhalt (FSA) das Gemischte Spielen als Pilotprojekt in die Wege geleitet hatte, nahmen erstmals in der Geschichte des Landesverbandes Frauen an Pflichtspielen im Herrenbereich teil.
© Axel Kammerer / Sarah Hartung (in schwarz) debütierte am vergangenen Freitag im Herrenspielbetrieb.
Im Vorfeld der neuen Spielzeit wurden 15 Anträge beim Ausschuss für Frauen und Mädchen (AFM) auf Gemischtes Spielen gestellt. Vereine von der Altmark bis ins Burgenland möchten in der Spielzeit 2023/24 von der Möglichkeit Gebrauch machen, Frauen in den jeweiligen Herrenmannschaften des Vereins einzusetzen.
An diesem Wochenende liefen sechs Frauen auf Fußballplätzen in Sachsen-Anhalt auf, um in den jeweiligen Herren-Punktspielen ihrer Vereine mitzuwirken. In folgenden Vereinen wurde die Option des Gemischten Spielens angewandt:
- SV Heide Burgstall (KFV Börde)
- VfL Gehrden (KFV Jerichower Land)
- PSV Halle (SFV Halle)
- FC RSK Freyburg (KFV Burgenland)
- SG Empor Waldersee (KFV Anhalt-Bitterfeld)
- MSV 90 Preussen (SFV Magdeburg)
Zudem haben folgende Vereine Anträge mit dem Wunsch beim FSA hinterlegt, Spielerinnen im Herrenspielbetrieb einsetzen zu können:
- SSV Besiegdas 03 Magdeburg (SFV Magdeburg)
- SV Germania Tangerhütte (KFV Altmark Ost)
- Post SV Halle (SFV Halle)
- SV TuRa Beesenstedt (KFV Saalekreis)
- VfB Rackith (KFV Wittenberg)
- VfL Seeben (SFV Halle)
Bislang wurde für 15 Spielerinnen von zwölf Vereinen ein solches Spielrecht beantragt und genehmigt. Steffen Scheler, Verbandssportlehrer beim Landesverband und zuständig für die Entwicklung des Frauen- und Mädchenfußballs, erklärt das Pilotprojekt. „Der FSA hat, wie viele andere Landesverbände auch, die Antragstellung für ein Spielrecht für Frauen in Herrenmannschaften durch ein Pilotprojekt ermöglicht. Mit nur 21 Großfeldmannschaften in der Verbands- und Landesliga haben Frauen bei uns deutlich weniger Möglichkeiten, leistungsadäquat, in gewünschter Feldgröße und ohne erheblichen Fahrtaufwand, Fußball zu spielen. Um hier mehr Möglichleiten zu schaffen, kann der AFM entsprechend gestellte Anträge auf ein Spielrecht in einer Herrenmannschaft genehmigen. Im Anschluss an diese Pilotsaison wird der FSA diese entsprechend auswerten und anschließend entscheiden, wie zukünftig verfahren wird. Bereits jetzt ist durch die Regularien ausgeschlossen, dass eine Frauenmannschaft an einem Spieltag durch einen Einsatz in einem Herrenteam auf eine Spielerin verzichten muss“, so Scheler.
Im Jerichower Land nahm man die vom DFB angeschobene Chance auf das Gemischte Spielen sehr positiv zur Kenntnis. Der VfL Gehrden hatte bereits in der Vorsaison von der Option profitiert, dass in der U 19-Mannschaft des Vereins Mädchen mitspielen konnten. Dies hatte der FSA als einer der ersten Landesverbände angeschoben. Nun debütierte am Wochenende eine Frau in der zweiten Herrenmannschaft der VfL. „Aus unserer Sicht sprechen mindestens zwei Gründe für dieses Pilotprojekt. So können die Frauen, die bei uns den kompletten Nachwuchs durchlaufen haben, weiterhin im Verein Fußballspielen. In einem dünnbesiedelten Gebiet wie dem Jerichower Land kämpfen die Vereine um jedes Mitglied bzw. gegen den Mitgliederschwund. Zum anderen werden die beiden auch sportlich in der zweiten Mannschaft gebraucht“, sagt Marcel Schöbel, Vorstandsmitglied im Verein.
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Die grundlegende Reform beinhaltet, dass Spielerinnen, die das 18. Lebensjahr vollendet haben, das Spielrecht in Herrenmannschaften erteilt werden kann. In der ab 01.07.2023 gültigen Spielordnung des Landesverbandes ist verankert, dass „Gemischtes Spielen möglich ist. Der Einsatz einer Spielerin, die das 18. Lebensjahr vollendet hat, ist in einer Herrenmannschaft in allen Pflicht- und Freundschaftsspielen sowie im Hallen- und Futsalspielbetrieb, beim Beachsoccer und im Freizeit- und Breitensport erlaubt. Auf Antrag können einzelne Spielerinnen in Herrenmannschaften eingesetzt werden. Ein schriftlicher Antrag des Vereins ist an Ausschuss für Frauen- und Mädchenfußball des FSA zu stellen.“
